Auf der weihnachtlichen Selbstbeschenkungsliste stand dieses Jahr der Tolino. Tolino ist ein sogenannter eBook-Reader, man kann damit also elektronische Buecher lesen. Bekanntester eBook-Reader ist der Kindle vom Online-Buchhaendler Amazon. Um das Monopol zu brechen, haben sich die Telekom und die grossen Buchhandelketten in Deutschland zusammengeschlossen, und zum Gegenangriff geblasen:<p></p>
Der eBook-Reader ist dabei die materialisierte Anwendung fuer Cloud-Computing. Die eigentlichen Dateien der eBooks liegen in der Cloud. Der Tolino verbindet sich ueber WLAN oder Telekom-Hotspot und kopiert sie in seinen lokalen Speicher. Dabei kann er mehrere Wolken anzapfen - je nach Credentials, die man mit dem Tolino verknuepft hat. In der Minimalvariante benoetigt man z.B. einen Account bei thalia.de und eine Adobe-ID fuer die Rechteverwaltung kopiergeschuetzter Werke. Wie das mit den Buchhaendlern genau funktioniert, war nicht so genau zu ergruenden. Der Tolino wurde von der Telekom entwickelt. Zu ihr gehoert auch die Webseite https://www.pageplace.de/. Der Dienst ist ofiziell eingestellt. Wenn man aber z.B. bei thalia.de auf “eBook Bibliothek” geht, werden Daten von pageplace.de heruntergeladen, vermutlich liegen die Daten tatsaechlich bei der Telekom und nicht bei Thalia.
Was kann ich jetzt ueber den Tolino berichten: Vorteile: keine grossen schweren Buecher im Urlaub, lange Akkulaufzeit, Ladekabel ueber USB, online ueber WLAN oder Telekom Hotspot., gut lesbares Display mit verschiedenen Schriftgroessen, auch bei wenig Licht oder Dunkelheit benutzbar. Offener ePub Standard Nachteile: wenig Online-Ausleihen, keine Zeitschriften, PDFs meist nur im Textmode lesbar, Onlinebrowser bei animierten Webseiten nicht benutzbar. Zahl der Onlineanbieter limitiert, kopiergeschuetzte eBooks nicht tauschbar.
Mit DRM hat man vor einiger Zeit bei MP3-Dateien versucht, einen Onlinehandel zu entwickeln. Hat auf Dauer nicht funktioniert, vielleicht faellt dann auch die Beschraenkung mit dem Adobe Kopierschutz, den man derzeit noch auf die meisten eBooks hat. Schliesslich hat der DRM-freie Vertrieb von MP3 z.B. durch Amazon Music jetzt nicht zu einem bluehenden Schwarzhandel gefuehrt. Zu den anderen Nachteilen muss man sagen, dass der Tolino jetzt keine Multimediamaschine wie ein Tablet-PC ist, der jeglichen html5/ajax/hastenichgesehen mitmacht. Zum Darstellen von Text ist er aber hervorragend geeignet.
Kommen wir zu dem offenen Standard epub. Wenn man eine epub-Datei mit einem passenden Editor oeffnet wie z.B. calibre oder sigil, wird man ziemlich schnell feststellen, dass der Inhalt eines eBooks eigentlich aus einer oder mehreren xhtml-Dateien besteht. Wer die Kommandozeile bevorzugt, kann sich mit dem epub-generator mit node.js vertraut machen, um ein eBook zu erzeugen. Anwendungsszenarien sehe ich in einem xml2xhtml-Konverter, um Nachrichten oder das Fernsehprogramm als eBook in der Cloud zur Verfuegung zu stellen. XML sind zum Beispiel Feeds, man koennte also http://www.tvspielfilm.de/tv-programm/rss/jetzt.xml stuendlich als eBook konvertieren.
Fuer herkoemmlichen Lesestoff gibt es aber eine Fuelle von eBooks bei den Tolino-Buchhaendlern. Auf http://www.thalia.de/shop/kostenlose-ebooks-de/show/ findet man eBooks fuer 0 Euro (auf deutsch: kostenlos). Einen Haken gibt es dabei nicht. Die Buecher stammen allesamt aus dem Genre “Self Publishing”, wird auch uebersetzt mit Eigen-Verlag. Wie war das eigentlich frueher? Da war der Schriftsteller. Der hackte was in seine Schreibmaschine, staendig Tip-Ex zur Hand, um Fehler zu korrigieren, irgendwann war das Manuskript vom Buch fertig. Jetzt ging es zum Verlag, da gab es einen Lektor, der den ganzen Kram lesen und korrigieren musste. Dann kam noch eine Redaktion, Marketing, Druckerei, Grosshandel, Einzelhandel, Kunde, der dann das Buch mit Geld im Laden kauft. Die Hemmschwelle (oder Huerde) war schon ziemlich hoch. Dennoch verschonte es uns nicht von dem einen oder anderen literarischen Fehlgriff im Buecherregal.
Dass der Buchkauf durch Amazon revolutioniert worden ist, duerfte sich schon rumgesprochen haben. Weithin unbekannt ist aber die Self Publishing Plattform https://kdp.amazon.com/. Mit Kindle Direct Publishing kann man sein eigenes eBook erstellen, hochladen und von Amazon vermarkten lassen. Wie es bei Amazon so ueblich ist, wird alles haargenau erklaert und es dem potentiellen Dichter abgenommen, sich mit technischen Problemen zu befassen. Wem es zu viel Amazon-Bashing ist (schliesslich ist Tolino das direkte Konkurrenzprodukt), der hat noch einige andere Self Publishing Plattformen zur Auswahl wie etwa http://www.bookrix.de/
Beschrieben wird das alles auf der Webseite http://www.selfpublisherbibel.de, aber Vorsicht: dort wird suggeriert, coole Schriftsteller wuerden einen Mac benoetigen, um ueberhaupt taetig zu werden.
Einige Erfolgsstories gibt es zusammen mit Erlaeuterungen zu dem Phaenomen auf Youtube.
In einer Studie 2014 hiess es, dass mittlerweile genauso viele Self Publishing eBooks veroeffentlicht wurden wie die Haelfte des herkoemmlichen Buchmarktes umgesetzt hat. Klingt nach dem ganz grossen Geld? Nicht unbedingt bei Verkaufspreisen ab 0 Euro. Aber vielleicht schreibt man ein Buch auch nur zum Spass!? Das Internet wuerde es heutzutage moeglich machen.
Und wie faengt man jetzt am besten an? Zur Analyse habe ich 3 Buecher von Frank Schaetzing gelesen, einer der bekanntesten Schriftsteller in Deutschland. Sein Konzept besteht aus drei Teilen
Das ist eigentlich schon alles.