China Report - Open Infrastructure Summit Shanghai

Die OpenStack Foundation rief und die OpenStack Juenger sollten kommen - zum wahrscheinlich letzten Summit unter dem neuen Namen Open Infrastrutcure Summit in dieser Art. Fuer 2020 wurde nur noch ein OSF Event angekuendigt statt den bisherigen 2 pro Jahr

Posted by eumel8 on November 16, 2019 · 15 mins read

Die OpenStack Foundation rief und die OpenStack Juenger sollten kommen - zum wahrscheinlich letzten Summit unter dem neuen Namen Open Infrastrutcure Summit in dieser Art. Fuer 2020 wurde nur noch ein “OSF Event” angekuendigt statt den bisherigen 2 pro Jahr zum jeweiligen Release-Zyklus: Im Juni 2020 solls wieder nach Vancouver gehen (Kanada).
Erwaehnt wurde in den Keynotes, dass im Train-Zyklus fast genauso viele Beitragende aus China kommen als den USA. In der Gesamtstatistik sind es sogar noch mehr:

Es lohnt sich also mal ein Blick nach Fernost und die Klaerung der Frage: Was ist eigenlich dieses China?

China Fakten Staatsform: Volksrepublik (Sozialismus) Einwohner: 1,4 Milliarden (vgl. EU = 500 Mio) Flaeche: 9,6 Millionen km²

Anreise Visapflicht: Ja Entfernung von Helsinki: 6300 km Flugzeit: 6:34 h

Pro-Tip bei der Reise von Berlin ist Finnair. Direktzubringer nach Helsinki und sie haben die schnellsten Routen nach Fernost

Infrastruktur Wer in China ankommt, hat vielleicht gewisse Vorstellungen oder Erwartungen, etwa vom umgefallenen Reissack. Auf den Flughaefen in Peking und Shanghai sucht man die vergebens. Stattdessen wird man von modernem Ambiete empfangen. In Peking hat 2019 puenktlich zu 70. Jahrestag der Volksrepublik China, also eigentlich sogar noch einen Monat frueher, der groesste Flughafen der Welt eroeffnet: Daxing Airport. Was man vorher noch nicht wusste, der Baubeginn war 2015 und nach 4 Jahren starten die ersten Flugzeuge von diesem riesigen Oktopus-Gebilde.

Momentan sind es nur ein paar Flugverbindungen, meist inlaendische, und das Areal ist mehr von Schaulustigen und Besuchern bevoelkert. Zum Flughafen fuehrt natuerlich auch ein Airport-Express. Die Fahrzeit betraegt ca. 15 min. Es gibt fuer die Bahn 2 Terminals: Business Class und Economy. Die Business Class kann am letzten U-Bahnhof sogar schon einchecken.

Wer in Shanghai ankommt, hat die Gelegenheit mit einem Stueck deutscher Ingenieurskunst zu fahren: Der Magnetschwebebahn Transrapid. Die Strecke von 30 km bis zur Innenstadt legt er entweder mit 300 oder 430 km/h zurueck. Ehe man es sich richtig gemuetlich gemacht hat, ist man schon wieder da. Die Fahrzeit betraegt 7 min.

Eine Sache noch: Falls man in China einen inlaendischen Flug benutzt, fallen vielleicht diese seltsamen Automaten auf:

Bei dieser Art von Boarding ist keine Bordkarte mehr notwendig. DIe Identifizierung des Passagiers erfolgt mit Gesichtserkennung.

Weiter gehts im Nahverkehr meist mit der U-Bahn. Auf den ersten Blick sehen die U-Bahn-Plaene von Peking und Shanghai recht verwirrend aus. Dabei ist es ganz einfach: Jede Linie hat eine andere Farbe und Nummer. Dazu muss man noch nicht mal chinesische Schriftzeichen verstehen. Ausserdem sind alle Informationen auch in Englisch verfuegbar. Die Fahrkartenautomaten sind genauso einfach. Man waehlt erst die Linie und dann den Zielbahnhof. Das Ticket muss man an einer Sperre vorbeiziehen und die ganze Zeit aufbewahren, damit man den Zielbahnhof auch wieder verlassen kann. In der Bahn gibt es Stationsansagen in Chinesisch und Englisch. Ausserdem kann man auf Anzeigen ueber jede Tuer sehen, wo der Zug gerade ist und was der naechste Bahnhof ist.

China st ein ueberaus sicheres Land. Vor jeder U-Bahn Station ist ein Security-Check mit Gepaeckkontrolle und Koerperscan wie am Flughafen. Ausserdem gibt es ueberall Sicherheitspersonal. Man sollte auch seinen Reisepass nebst Visum immer bei sich fuehren, aber man brauch sich keine Sorgen zu machen, wenn man sich an die Umgebung anpasst. Achso, Vorsicht noch vor Fussgaengerampeln:

DIese Geraete funktionieren auch mit Gesichtserkennung. Bei Rot ueber die Ampel? Risiko!

Der Strassenverkehr in China mag etwas quirlig erscheinen mit all den vielen Motorrollern und Zwei/Dreirad-Vehikel. Meistens hoert man sie nicht, wie auch manche Autos. Wie kommts? Die Fahrzeuge fahren elektrisch! In Shanghai wurde eine weitere Tesla-Gigafactory eroeffnet. Man findet aber auch andere Marken von Elektrofahrzeugen auf der Strasse. Es gibt auch Busse mit Oberleitungen zum Schnellaufladen. So koennen sie manche Strecken mit Batterie zuruecklegen. Funktioniert einfach. Und es ist sehr leise in der Stadt. Deswegen wird oefters mal gehupt und auf die Ampeln nimmt man es nicht so genau. Rechtsabbiegen geht sowieso immer und so faehrt dann jeder wie er will, im Dunkeln auch gerne mal ohne Licht. Funktioniert aber alles.

Chinas Grossstaedte sind modern, sauber und teilweise auch etwas einsam. Obwohl die Bevoelkerungsdichte wesentlich hoeher ist als in deutschen Grosstaedten, findet man immer noch ruhige Ecken und Parks. Auch traditionelles Ambiente findet man in der Grossstadt, der City-God-Temple in Shanghai:

Internet/5G Die “Grosse Firewall” schuetzt in China die Menschen vor dem Ungemach der Welt. Tatsaechlich sind in China alle Google-Dienste nicht erreichbar (Google Search, Google Maps, Youtube, Google AdSense) und auch Social Media Plattformen wie Twitter und Facebook sind gesperrt. Dienste von Microsoft funktionieren aber anstandslos. Man denkt eher darueber nach, warum jetzt ausgerechnet Google nicht erreichbar ist und mit Google Analytics verseuchte versehene Webseiten haengen. China hat aber schon laengst seine eigenen Dienste etabliert. Die Internetsuchmaschine Baidu funktioniert anders und vielleicht sogar besser als Google, werden doch die Suchergebnisse schon beim Tippen der Suchanfrage angezeigt. Als Kommunikationsplattform gibt es neben Telegram verbreitet WeChat, was so aehnlich funktioniert wie Facebook oder Whatsapp. Der Clue ist das angeflanschte Zahlungssystem WeChat Pay, was bargeldloses Bezahlen mit dem Handy in fast allen Geschaeften, Restaurants, ja selbst an Getraenkeautomaten ermoeglicht. Das System ist ebenso genial wie einfach. Jeder Teilnehmer hat eine WeChat ID mit einem QR-Code, der beispielsweise im Laden an der Kasse haengt. Der Kunde scannt mit seinem Handy den Code und von seinem Account wird das Geld eingezogen. Ein anderes Bezahlsystem ist Aliababa-Pay. Alibaba ist ein grosser Onlineversandhaendler wie Amazon und betreibt demnach auch seine eigene Cloud (aehnlich wie Amazon Web Services). Statt Black Friday gibt es in China Double 11, also der 11. November, oder auch “Singles Day” genannt, an dem Alibaba 23 Milliarden Dollar Umsatz an eine Tag gemacht hat. Taylor Swift trat auf der Gala 2019 in Shanghai auf. Apropos Youtube: Die Plattform ist zwar in China nicht erreichbar, aber der englischsprachige Sender CGTN veroeffentlicht dort Nachrichten und Livestreams.

5G ist in China im taeglichen Leben angekommen. Im Fernsehen gibt es Werbung, die 5G erklaert. Jeder Handyhersteller unterhaelt Shops mit Werbung fuer 5G-Geraeten. Tatsaechlich findet man in der Landschaft ueberall 5G-Antennen, montiert auf Masten im Abstand von vielleicht 250 Meter Laenge. Selbst im Kaiserpalast in Peking stehen getarnte 5G-Sendeanlagen:

Essen

Was waere ein Pekingbesuch ohne Pekingente:

Das Gericht wird im praktischen Holzkasten zusammen mit Fladen, Lakritzsosse, Zwiebeln, Melone und Zucker gereicht. Der umsichtige Kellner haelt dem Mitteleuropaer auch schon mal eine Gabel bereit, wenn die Gefahr besteht, dass er sich beim Staebchenessen verletzen koennte. Auch die chinesischen Schriftzeichen muss man nicht unbedingt verstehen. Speisekarten haben manchmal englische Untertitel und meistens Bilder vom Essen, sodas man beim Bestellen einfach auf das Gewuenschte zeigen muss und schon bekommt man es vorgesetzt. Suppenkuechen und Tagesrestaurants funktionieren im Pre-Paid-Verfahren, also erst bestellen und bezahlen, bevor man etwas bekommt und essen kann. Weiterhin gibt es herkoemmiche Supermaerkte wie bei uns. Verbreitet findet man sehr gute Baecker mit Hefeteilchen, Schweinsohren und lecker Kuchen.

Menschen Abgesehen von ein paar Halunken, die einen eine stundenlange Tee-Zeremonie zu ueberhoehten Preisen aufdraengen will, wirken die Chinesen weitestgehend normal. Die Unterdrueckung durch das kommunistische Regime steht ihnen nicht direkt ins Gesicht geschrieben. Die westliche Welt moechte gern hier Geschaefte machen und so gibt es eine Millionen Starbucks-Filialen, aber auch McDonalds, Adidas, Nike, Dior … alle moeglichen westlichen Marken mit riesigen Shops in den grossen Fussgaengerzonen oder den Malls, die es fast in jeder U-Bahn-Station gibt.

Und Apropos U-Bahn: Der Chinese ist jetzt vielleicht nicht so hoeflich und geduldig wie der Japaner und draengelt sich auch mal gerne in der U-Bahn vor. Aber das kennen wir auch aus Deutschland und so kommt man letzendendes mit dem Chinesen gut zurecht :-)

[pagebreak] OpenInfrastructure Summit

Vor genau einem Jahr, beim OpenStack Summit in Berlin, konnte man die geringen Besucherzahlen von 2800 Teilnehmern noch damit erklaeren, dass Deutschland kein OpenStack-Land ist. Es gibt keine grossen aktiven Usergruppen mehr. Der einheimische DOST richtet sich an Manager, Entscheider und ist wegen der hohen Eintrittspreise nicht fuer den Privatanwender gedacht. Apropos: Der Eintrittspreis fuer den OpenInfraSummit Shanghai war mit 238 Dollar im Early Bird sehr moderat, incl. Verpflegung. Meist gab es dann genau “das” Essen und es wurde akribisch drauf geachtet, dass man entweder eine Cola oder einen Joghurt als Nachtisch nahm. Beides zusammen ging nicht. Zwischendurch gab es wie ueblich Kaffee und Wasser, aber auch beim PTG, wo es frueher auch Obst und Suessigkeiten gab, blieb es bei der kargen Verpflegung. Gerade einmal 1200 Teilnehmer wurden gezaehlt. Sarkastiker sprachen von einem China-Group-Usertreffen, wo wohl aehnliche Teilnehmerzahlen aufgerufen werden. Deswegen war es auch nicht weiter verwunderlich, dass viele Vortraege in chinesisch abgehalten wurden und sich die Vortragende wenig um das internationale Publikum kuemmerten. Dabei kann es so einfach sein: Powerpoint bietet eine Echtzeit-Uebersetzungsfunktion fuer das gesprochene Wort, die wir bei unserem I18n-Projektupdate benutzt haben. Ueber die Qualitaet kann man nicht viel sagen, aber es sah funktionell aus:

Aber zurueck zum Anfang. Eine Woche OpenStack in Shanghai wurde versprochen, immer noch die Hauptsoftware in der Open Infrastructure Welt. Aber auch die Sunrise-Projects wie StarlingX, Airship. Kata Containers und Zuul setzten ihre Akzente auf den Keynotes. Eroeffnet wurde mit einer Rede von Jonathan Bryce: “Global Collaboration Driving Innovation in a Multi-Billion Dollar Market”. Es ging also ums grosse Geld im Open Source Geschaeft und OpenStack, Wachstumsmarkt mit Millarden von Dollar. Nun, das ist nicht weiter verwunderlich, die ganze Region steht auf Wachstum und beeindruckt von Quoten, von denen wir nur traeumen koennen. Es folgte ein etwas laengerer Vortrag des China Electronics Standardization Institute (CESI) . OpenStack ist jetzt offizieller Cloud-Standard in China. Ein wichtiges Thema, aber in der Laenge des Vortrags kaempften viele Jetlag-Geplagte mit der Muedigkeit und der Tagesablaufplan drohte durcheinanderzugeraten. Entsprechend kurz fielen die Folgepraesentationen aus. Nichts Neues zum Train-Release, man vergass sogar zukuenftige Events anzukuendigen.

Am Schluss des Artikels findet man eine Liste interessanter Sessions. Es sind Anwendungsfaelle hiesiger Firmen dabei mit Erklaerung ihrer Architektur. Aber auch sehr viele “sponsored sessions”, also jemand will ein Produkt verkaufen. Teilweise interessant, macht aber auch den Open Source Gedanken etwas kaputt.

Was gut funktionierte waren wieder die Forum Sessions, in denen zusammen aktuelle Themen diskutiert werden und die eine persoenliche Teilnahme an der Veranstaltung immer sinnvoll macht. Aehnlich natuerlich beim PTG, bei dem sich vorher immer ein Blick in die Etherpad Liste lohnt, um zu sehen welche Themen dran sind und wer dran teilnimmt.

Die grossen Projektgruppen leisten kontinuierlich gute Arbeit. Die verarbeiteten Aenderungen (Lines of Code) sind im letzten Release der Migration auf Python 3 geschuldet (Hauptprojektziel) und immer wieder Verbesserungen an Code und Dokumentation. Es sind auch immer Einzelpersonen, die in unermuedlichem Fleiss die Projekte am Leben halten. Hier ein paar Beispiele:

Colleen Murphy (PTL Keystone). Ihre Summit-Zusammenfassung Julia Kreger (PTL Ironic), zustaendig fuer “naked metal deployment”, wie es im Uebersetzungsstream so schoen hiess. Jay Bryant (Cinder Project & Upstream Institute)

Den groessten Anteil an der Entwicklung hat mittlerweile Redhat (IBM).

Neuerungen bei den Dokumentationen: Im Contributor-Guide gibt es jetzt ein Kapitel fuer Organisationen, ob und wie sie Entwickler in die Community entsendet.

Die neuen Community-Projekte wie StarlingX sind dabei, ihren Arbeitsmodus zu etablieren. Wie im PTG-Etherpad zu sehen, gibt es da viele Baustellen: von Dokumentationen bis Definition von Test-Cases ist alles dabei. Dabei kann man auf Bewaehrtes aus dem OpenStack-Projekt zurueckgreifen wie etwa die Entwicklerplattform Gerrit und Zuul. Aber es kommen auch neue Leute von neuen Firmen ins Projekt

Ausblick zukuenftige Veranstaltungen: Der Ausblick ist ungewiss. Im Juni 2020 ist eine Veranstaltung in Vancouver geplant. Im Kosten/Nutzeneffekt der Teilnahme muss man bedenken, dass es nur noch einen 10% ATC Code gibt (war mal 100%), von anderen Extras wie gute Verpflegung und Summit-T-Shirts kann man wohl nur noch traeumen. Wer von seiner Firma als Hauptentwickler entsendet wird, wird damit weniger ein Thema haben. Jedoch fuer Freizeit-Contributor oder OpenStack-User war es wohl der letzte Summit.

Session-Liste (Auswahl): https://www.openstack.org/summit/shanghai-2019/summit-schedule/events/24090/operators-the-future-of-kubernetes https://www.openstack.org/summit/shanghai-2019/summit-schedule/events/23991/openstack-provider-for-virtual-kubelet-a-nodeless-approach-for-kubernetes https://www.openstack.org/summit/shanghai-2019/summit-schedule/events/24092/cern-openstack-cloud-control-plane-from-vms-to-k8s https://www.openstack.org/summit/shanghai-2019/summit-schedule/events/24437/setting-up-an-edge-cloud-in-six-commands https://www.openstack.org/summit/shanghai-2019/summit-schedule/events/24015/china-unicoms-edge-orchestration-system-in-5g-to-manage-starlingx-k8s-and-openstack-edgedc https://www.openstack.org/summit/shanghai-2019/summit-schedule/events/23987/how-to-run-a-public-cloud-on-openstack https://www.openstack.org/summit/shanghai-2019/summit-schedule/events/24202/the-little-bag-otricks-10-things-you-might-not-know-you-can-do-with-openstack https://www.openstack.org/summit/shanghai-2019/summit-schedule/events/23920/why-you-should-adopt-open-infrastructure-today https://www.openstack.org/summit/shanghai-2019/summit-schedule/events/24315/automate-your-cloud-with-openstack-sdk-and-discover-secret-features https://www.openstack.org/summit/shanghai-2019/summit-schedule/events/24377/i18n-project-update-how-openstack-translation-started-from-chinese-language-team https://www.openstack.org/summit/shanghai-2019/summit-schedule/events/24204/build-and-scale-from-zero-to-success-the-first-thailand-openstack-public-cloud