OpenStack Project Teams Gathering (PTG) Denver

Der OpenStack Design Summit ist tot. Es lebe das Project Teams Gathering, PTG! Bereits zum zweiten Male haben sich die OpenStack Project-Teams vor Ort getroffen - diesmal in Denver, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Colorado, gelegen am…

Posted by eumel8 on September 19, 2017 · 8 mins read

Der OpenStack Design Summit ist tot. Es lebe das Project Teams Gathering, PTG! Bereits zum zweiten Male haben sich die OpenStack Project-Teams vor Ort getroffen - diesmal in Denver, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Colorado, gelegen am Fusse der Rocky Mountains mit weiten Blicken ueber das Land bei malerischen 28-30 Grad Celsius. Einige Impressionen der Stadt sieht man hier
Viel bekam die OpenStack-Gemeinde von Denver aber nicht zu sehen, denn als Veranstaltungsort wurde das Renaissance Hotel Denver im Stadtteil Stapleton auserkoren, liebevoll umschrieben mit “in the middle of nowhere”. Fuer zusaetzliches Missfallen sorgte ein vor dem Hotel verkehrender Nahverkehrszug, der vor zahlreichen Bahnuebergaengen Hupkonzerte von sich gab. Aber was waere es nicht die OpenStack-Community, wenn sie nicht gleich eine API zum Problem programmiert:

Was ist eigentlich Project Teams Gathering?

Bei der OpenStack Community gibt es mittlerweile nahezu 60 Projekte. In jedem offiziellen Projekt gibt es Hauptverantwortliche (core-reviewer) und einen Project Team Lead (PTL). Der PTL wird fuer jeden OpenStack-Zyklus (6 Monate) demokratisch gewaehlt. Er hat sich fuer die Belange des Projekts zu kuemmern, woechentliche Meetings zu organisieren, Bugs zu bearbeiten und natuerlich dem naechsten OpenStack-Release zuzuarbeiten. Unterstuetzt wird er vom ganzen Team, insbesondere den Core-Reviewern, die als einzige das Recht besitzen, Code letztenendes in das Master-Repo zu bringen (siehe Review-Prozess). Wie auf dieser Karte zu sehen ist, ist OpenStack mittlerweile ein Global Player, denn die PTLs sind weltweit angesiedelt. Die Mitarbeit im Projektteam kann entweder freiwillig aus purem Interesse geschehen oder weil die Firma, fuer die man arbeitet, ein Interesse darin hat und ihre Mitarbeiter dahin entsendet. Eine Firma wie Netapp interessiert sich zum Beispiel Features fuer Cloud-Speicher in OpenStack einzubringen. Cisco interessiert sich etwa fuer virtuelle Funktionen im Netzwerkbereich, die dann beide mit ihrem Produktportfolio verbinden. Andere Firmen wie Huawei oder RedHat machen das auf aehnliche Weise. Natuerlich wechseln dann auch mal die Strategien und Interessen und so ist es nicht ungewoehnlich, wenn die Projektmitglieder nach einem Zyklus komplett ausgetauscht werden. Aber das muss kein Nachteil sein, denn neue Leute bringen wiederum neue Ideen mit und das bestaerkt die Community letztendlich. Es ist eine Art Selbstheilungsprozess, der die Community voranbringt. Wiedergewaehlte PTLs geben nach zwei Zyklen ihr Amt auch freiwillig wieder ab, weil sie etwa ihre Ziele erfuellt sehen oder anderen eine Chance geben wollen. Die meisten Projekte haben ihren eigenen IRC-Kanal, in denen die Teammitglieder abhängen. IRC (Internet Relay Chat) ist ein recht altes Internet-Protokoll, was spaetestens seit der Jahrtausendwende totgesagt war. Jedoch erlebt es in der OpenSource-Community eine neue Renaissance und so finden nicht nur fachliche Diskussionen in den Projekt-Kanaelen statt, sondern auch Meetings werden in IRC-Kanaelen abgehalten. Ueber ein Bot wird die Kommunikation in jedem Kanal aufgezeichnet und ist fuer jederman nachlesbar. Der Meeting-Bot hat noch ein paar erweiterte Kommandos, womit ein Meeting automatisch protokolliert werden kann. Bei allem virtuellen Leben in der Cloud ist es aber doch auch mal notwendig, sich persoenlich zu treffen.

Ja, was ist denn jetzt Project Teams Gathering?

OpenStack Summit und OpenStack Design Summit waren bislang ein und dieselbe Veranstaltung. Sie lag einige Wochen nach Ende des Release-Zyklus, um die Erfolge des Vergangenen zu zeigen und zu feiern. Die Nachteile darin waren zum einen die Fuelle der Veranstaltungen des Summits, die den Design Summit immer mehr in den Schatten gestellt haben. Und die unguenstige zeitliche Lage, denn es waren schon einige Woche fuer den neuen Zyklus ins Land gegangen, fuer die man eigentlich jetzt die Planung machen wollte. Deswegen entschied man sich zur Trennung: Der OpenStack Summit findet wie bisher statt, der Design Summit einige Wochen vorher mit Beginn des Release-Zyklus. Keine grossartigen Messen oder Besucher sollten die Entwickler stoeren. Kritik gab es aber auch, ob denn die Entwickler vom Summit ausgesperrt waeren. Dem wurde vehement widersprochen, andererseits wird das Reisebudget ganz schoen belastet, wenn man 4 mal im Jahr zu OpenStack reisen will. In aller Abgeschiedenheit traf man sich also in einem Vorort in Denver zum diesjaehrigen Chattreffen. Eine Woche lang hatten die Projektteams Zeit, zum einen auf das Vergangene zurueckzublicken (Stichwort: Retrospektive) und das neue OpenStack-Release Queens zu planen. Aber auch zwischen den verschiedenen Teams gibt es Aktivitaeten mit queruebergreifenden Teams wie etwa Dokumentation und Uebersetzungen. Die Mitglieder der OpenStack Foundation waren auch vor Ort, um zum einen zu hoeren, was die Teams gerade bewegt und auch, um ihre eigenen Ideen einzubringen wie etwa das neue Contributor Portal, was den Einstieg in die OpenStack Community erleichtern soll.

So gab das Renaissance Stapleton Hotel, immerhin auf dem Standard der Marriot-Gruppe, einiges an Moeglichkeiten fuer die rund 400 Stacker, die das Gelaende okkupiert hatten. Auf 3 Etagen kam es unterschiedlich grosse Raeume, um miteinander zu diskutieren und neue Sachen auszuprobieren. Dabei waren die ersten 2 Tage den teamuebergreifenden Themen gewidmnet und sogenannte Help-Rooms eingerichtet. So war zum Beispiel das Infrastruktur-Team beschaeftigt, die neue Version von Zuul fuer die hauseigene CI/CD-Strecke auszurollen. Das Dokumentations-Team war beschaeftigt, andere Teams in Standards der OpenStack-Dokumentationen zu unterweisen, da diese in Zukunft selbst fuer ihre Dokumentation zustaendig sein sollen. Bisher lag die Zustaendigkeit bei einem zentralen Team, was nicht immer die Expertise fuer den Inhalt saemtlicher Dokumente hat. Und dazu gibt es eine Menge auf https://docs.openstack.org. Fuer den Endanwender wird es auch einfacher, da er Dokumentation und Code nun zusammen in einem Repository findet.

Bei all der geistigen Arbeit darf natuerlich das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen. Fuer reichlich Essen und Trinken war jederzeit gesorgt, mittags im grossen Saal zum gemeinsamen Mittagessen. Und abends zu einer Happy Hour, Sponsoren zur Veranstaltung gab es genug:

Alles in allem eine gelungene Veranstaltung im neuen Format. So weltweit verteilt die OpenStack-Community ist, so weltoffen ist sie auch. Neben der allgemeinen Eventseite sind auch saemtliche Etherpads der Projecteams online einsehbar. Alles zahlt ein auf die 4 O’s: Open Source, Open Design, Open Developement and Open Community. Eine Community, bei der man Spass hat beim Mitmachen. Viele Themen gibt es zu besprechen, wenn es heute um die Techniken von morgen geht wie etwa Edge-Computing und Machine Learning. Schauen Sie sich die Projektliste an und entscheiden Sie selbst. Wer weiss, vielleicht ist Ihr Beitrag auf dem naechsten OpenStack Summit in Berlin?!

Frank Kloeker ist seit 2015 aktives Mitglied der OpenStack Foundation und derzeitiger PTL OpenStack Internationalization (I18n) https://www.openstack.org/community/members/profile/45058/frank-kloeker